KEB Frankfurt |Programmheft 1/2020
Politik - Gesellschaft - SozialeVerantwortung 111 Die zweite Station der Rundfahrt geht zum Schloss Krans- berg, der Dependance von „Adlerhorst“ und 1939/40 vor- gesehenes Hauptquartier von „Reichsführer-SS“ Himmler, Reichsaußenminister von Ribbentrop und Reichskanzleimi- nister Lammers - später auch für „Reichsmarschall“ Göring (1944/45). Kurz vor Ende des Weltkrieges sollten hier noch Häftlinge vom Außenkommando „Tannenwald“ des Konzent- rationslagers Buchenwald 1944/45 einen Fluchtstollen in das Bergmassiv unter Schloss Kransberg bauen. Doch auch nach dem Ende des Krieges gab es hier weitere wichtige Ereignisse: 1945/46 wurde das anglo-amerikanische Vernehmungszent- rum „Dustbin“ eingerichtet, danach zog dort eine Filiale der ‚Organisation Gehlen‘ und des „Bundesnachrichtendienstes“ ein, später waren noch Teile der deutschen Luft-waffe und des 5. Corps der US Armee im Schloss Kransberg statio- niert, bevor es wieder in Privatbesitz überging. Das Schloss Kransberg ist denkmalgeschützt und befindet sich im priva- ten Besitz; zu dessen Unterhalt bittet der Schlossherr um einen Unkostenbeitrag von ca. € 5,-- pro Besucher/in, der am Eingang zum Schloss eingesammelt wird. Als dritter Punkt wird der „Hasselborner Tunnel“ bei Grä- venwiesbach, ganz im Norden des Hochtaunuskreises, an- gefahren. Der über 1.300 m lange Eisenbahntunnel wurde 1939 zum „Führertunnel“, in dem der Sonderzug von Hitler bombensicher untergestellt werden sollte. Mit den Vorbe- reitungen der „Operation Seelöwe“ entstand am anderen Ende des Tunnels, in Hasselborn (Waldsolms), ein Luftwaf- fenhauptquartier von Göring. Nach dem massiven alliierten Bombenkrieg (ab Herbst 1943 besonders auch gegen Indus- trieanlagen in Frankfurt am Main) musste die kriegswichtige Rüstungsproduktion unter die Erde verlagert werden. Teile der VDM Luftfahrtwerke in Frankfurt-Heddernheim kamen so in und an den „Hasselborner Tunnel“, wo jetzt die wich- tigste Produktionsstätte von Propellern für deutsche Jagd- flugzeuge am Ende des Krieges entstand. Für die Verlagerung wurden besonders auch die Gefangenen des Außenkomman- dos Hundstadt (Grävenwiesbach) des Arbeits-“Erziehungs“- Lagers Frankfurt-Heddernheim eingesetzt, mit 150-300 Ge- stapo-Häftlingen seinem größtem Außenlager. Als letzte Station wird das Gelände des früheren Flugplatzes Merzhausen (Neu-Anspach und Usingen) angefahren. Hier wurde seit 1937 ein sogenannter Einsatzhafen der Luftwaffe gebaut; von dem als Schafweide getarnten Flugplatz aus sollte mit Kriegsbeginn der plötzliche Luftangriff gegen die westli- chen Nachbarländer durchgeführt werden. Merzhausen war zudem Flugplatz des Führerhauptquartiers „Adlerhorst“.
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