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Wider den Rechtspopulismus

Diözesanversammlung des Bistums Limburg nimmt Stellung

Die Diözesanversammlung des Bistums Limburg stellt be-

sorgt fest, dass spätestens seit den Wahlerfolgen der AfD

ausgrenzende bzw. diskriminierende Positionen wieder ge-

sellschaftsfähig geworden sind. Zudem nimmt politisch mo-

tivierte Gewalt in Deutschland stark zu. Offenbar erinnern

wir uns nicht mehr genug der dunklen Momente unserer

Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Diöze-

sanversammlung warnt deshalb vor einer Spaltung der Ge-

sellschaft durch Rechtspopulismus.

Unsere Position fußt auf dem christlichen Menschenbild,

dem Grundgesetz und damit der Überzeugung, dass alle

Menschen die gleicheWürde haben und dass dieseWürde zu

schützen ist. Wir können uns nicht auf Gott berufen, wenn

wir Menschen, die nach Gottes Ebenbild geschaffen sind,

die geschwisterliche Haltung verweigern: Wer nicht liebt,

kennt Gott nicht (1Joh 4,8).

1

Als Katholikinnen und Katho-

liken sehen wir in einer pluralen, multinationalen, auf Tole-

ranz und gegenseitigem Respekt basierenden Gesellschaft

keine Gefahr, sondern eine bereichernde Herausforderung.

Als Mitglieder einer weltumspannenden Gemeinschaft sind

wir gegen Nationalismus und jede Politik der nationalen Ab-

schottung. Ein Deutschland, in dem Menschen aufgrund ihrer

Herkunft, Abstammung, Religion oder ihres Geschlechts ab-

gelehnt oder entwertet werden, darf es nie wieder geben.

Wir wehren uns dagegen, dass der Begriff des „Christlichen“

für politische Zwecke populistisch instrumentalisiert wird:

„Jede Form einer Diskriminierung in den gesellschaftlichen

und kulturellen Grundrechten der Person, sei es wegen des

Geschlechts oder der Rasse, der Farbe, der gesellschaftlichen

Stellung, der Sprache oder der Religion, muss überwunden

und beseitigt werden, da sie dem Plan Gottes widerspricht.“

2

Die Diözesanversammlung setzt sich dafür ein, dass gesell-

schaftliche und politische Fragen in einem offenen, respekt-

vollen Klima besprochen werden. Sie verurteilt aufs Schärfste

die als Angst deklarierte Fremdenfeindlichkeit, die von Seiten

vorgeblich besorgter Bürgerinnen und Bürger geäußert wird.

Dieser darf weder Verständnis entgegengebracht noch eine

Bühne geboten werden. Jede Instrumentalisierung von Ängs-

ten lehnt die Diözesanversammlung entschieden ab.

Die Hilfe für Menschen in Not ist für Christinnen und Chris-

ten keine Frage, sondern eine Selbstverständlichkeit. Kom-

plexe Fragenstellungen können nicht mit diskriminierenden

1

Vgl. Nostra Aetate 5.

2

Gaudium et spes 29.

Stellungnahme der Diözesanversammlung